07.01.10
07.01.10

Berlin lässt Hofheim bluten – Bund und Land drücken Aufgaben ab

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Teure Kinderbetreuung
Der dickste Brocken ist natürlich die von Berlin verlangte Kinderbetreuung. Allein die Betreuung der Kinder unter drei Jahren kostet die Stadt im laufenden Jahr 888 800 Euro Betriebskosten. Um die Betreuungsquote bei den Kindergartenkindern erfüllen zu können, muss die Stadt bis 2012 3,5 Millionen Euro aufbringen, und für die Schulkinderbetreuung (eine freiwillige Leistung) kommen in 2010 noch mal 700 000 Euro hinzu. Notwendige Investitionen sind da noch gar nicht berücksichtigt.


Dieser Aufgabe hätte sich Hofheim als Kreisstadt aber ohnehin stellen müssen, wie Stang versichert. Die Kommune gehört, wie der gesamte Main-Taunus-Kreis, noch zu den wenigen deutschen Zuzugsregionen und zu den Anforderungen von Familien, die nach Hofheim ziehen, gehören auch Kindergärten, die modernen räumlichen und pädagogischen Anforderungen entsprechen. Da kommen private Initiativen wie der neue Glückskinder-Kindergarten im Gewerbegebiet Nord natürlich gerade recht.

 

Regelungswut


Problematischer wird es, wenn der Personalschlüssel bei der Kinderbetreuung per Gesetz – in Berlin ausgedacht – erhöht wird oder neue bauliche Standards gefordert werden. Mehr Personal kostet auch mehr Geld. Da sind entferntere ländliche Gebiete eindeutig im Vorteil, denn Kindergärtnerinnen kommen dort mit ihrem Tarifgehalt weiter, als im ausgesprochen teuren Rhein-Main-Gebiet. Über Tarif zu zahlen, kann sich kaum eine Kommunen leisten.


Auch die baulichen Vorschriften für Kinderbetreuungsstätten aller Art kosten Geld. «In Skandinavien haben die Kindergärten weniger Toiletten, und die Kinder sind auch glücklich und zufrieden», ärgert sich Stang. Immerhin baut sie nicht Leerstand für die Zukunft, wie mancher Bürgermeisterkollege in Nord- oder Osthessen. Da müssen auch die gleichen Standards erfüllt werden, wie in der Zuzugsregion Rhein-Main, aber die Bevölkerung wird dort zunehmend älter und die Zahl der Kinder nimmt ab. Das heißt: Immer weniger Betreuungsplätze werden gebraucht.


«Wenn das hier mal passieren sollte, wäre das auch kein Beinbruch», sagt Gisela Stang. Die neuen Kindergärten sind alle so gebaut, dass sie auch anders genutzt werden können. Wenn es sein muss, sogar als Alteneinrichtung, denn sie sind weitgehend barrierefrei. hpo

 

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