VON BARBARA HELFRICH
Durch die hellen Räume zieht Essensdurft. Bei den Glückskindern gibt es diesmal Würstchen und Linseneintopf zu Mittag. Seit Anfang Februar spielen in der Einrichtung in Hofheim Nord in zwei
Gruppen Kinder unter drei Jahren. Zwei weitere Krippen-Gruppen starten im Frühjahr, eine Gruppe für Kindergartenkinder im Sommer.
Träger der neuen Betreuungseinrichtung ist eine private GmbH. Gegründet hat sie der Hofheimer Oliver Wirfs - aufgrund seiner perönlichen Erfahrungen bei der Suche nach einem Krippenplatz. Für
Tochter Hannah wurden er und seine Frau nur in Frankfurt fündig. Und auch von anderen jungen Eltern erfuhr er: "Das Defizit ist dramatisch." Dabei sei die Stadt Hofheim im Vergleich zu anderen
Kommunen beim Ausbau der Kleinkinderbetreuung "sehr rührig", betont Wirfs.
Im vorigen Sommer habe er die Idee gehabt, selbst eine Betreuungseinrichtung zu eröffnen, sagt Wirfs. Der Diplom-Kaufmann gab seinen bisherigen Job in der Lebensmittelbranche auf, wurde sich Ende
des Jahres mit der Kommune über Zuschüsse zum laufenden Betrieb und zur Renovierung einig. In wenigen Wochen wurden die ehemaligen Gewerberäume an der Straße Am Stegskreuz umgebaut. Das
Außengelände ist noch verwildert und soll im Frühjahr hergerichtet werden.
Die Glückskinder nehmen Kinder ab sechs Monaten auf. Die Nachfrage sei hoch, berichtet Wirfs. Alle Plätze seien schon vergeben, Platz ist nur noch auf der Warteliste.
"Eine Frau hat nach einem Platz gefragt, als sie erst in der elften Woche schwanger war", berichtet Wirfs. Seine eigene Tochter wird inzwischen auch nicht mehr in Frankfurt betreut, sondern
besucht die Hofheimer Glückskinder.
Der Personalschlüssel ist in der Einrichtung überdurchschnittlich. In der Krippe kommen pro Gruppe auf zehn Kinder drei Betreuer. Auch die Kindergartengruppe ist mit 20 Kindern kleiner als
üblich, Standard in kommunalen oder kirchlichen Kitas sind 25 Kinder pro Gruppe.
Die Glückskinder werben mit dem Slogan "mehrsprachig, ganzjährig, ganztägig". In jeder Gruppe arbeitet eine Bezugsperson, die nur Englisch spricht. "Ganz spielerisch" sollten die Kinder die
Fremdsprache kennenlernen, sagt Kita-Gründer Wirfs: "Kinder sind in diesem Alter wie ein Schwamm, wissbegierig, alles aufzunehmen."
Anspruch sei aber nicht, dass die Kleinen zweisprachig sind, wenn sie eingeschult werden, ergänzt die pädagogische Leiterin Pamela Kerth: "Es gibt keinen Drill." Mehrwöchige Sommerferien, wie sie
in anderen Kitas üblich sind, gibt es bei den Glückskindern nicht, geschlossen hat die Einrichtung nur für zwei Wochen zum Jahreswechsel.
Überdurchschnittlich lang sind auch die Öffnungszeiten: Bis 18.30 Uhr können die Kinder bleiben, die meisten Hofheimer Einrichtungen schließen bereits um 16.30 Uhr. Diese "Flexibilität" sei
vielen Eltern wichtig, die ihre Kinder bei den Glückskindern anmelden, sagt Wirfs. Sie hat aber auch ihren Preis: Für Kleinkinder kostet die Betreuung bei den Glückskindern 650 Euro im Monat, für
Kindergartenkinder 350 Euro.