Höchster Kreisblatt
18.02.09

Die Glückskinder GmbH

Oliver Wirfs hat mit seiner privaten Kita eine Martklücke besetzt

Oliver Wirfs (Zweiter von rechts) umringt von Knirpsen und dem Betreuerteam um Kita-Leiterin Pamela Kerth (Dritte von links).
Oliver Wirfs (Zweiter von rechts) umringt von Knirpsen und dem Betreuerteam um Kita-Leiterin Pamela Kerth (Dritte von links).

Von Barbara Schmidt

Der unternehmerische Grundsatz ist ganz einfach: Wo es unbefriedigte Nachfrage gibt, lohnt es sich zu investieren. Warum sollte das nicht auch für eine Kindertagesstätte gelten, hat sich Oliver Wirfs gefragt und in Hofheim damit Neuland betreten.

Hofheim. Bei der Suche nach einem Kindergartenplatz für die eigene Tochter hat Oliver Wirfs eine Marktlücke entdeckt. Er musste feststellen, dass es schlicht zu wenig Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren gibt. Das Angebot entsprach zudem nicht in jeder Hinsicht seinen Vorstellungen von der idealen Kita. Und er ist sicher, dass es einer ganzen Reihe anderer Eltern genau so geht. Da lag es für den 36 Jahre alten Diplom-Kaufmann, der aus der Tiefkühlbranche kommt, nahe, sich hier ein neues Betätigungsfeld zu suchen.

In nur fünf Monaten hat er gemeinsam mit der pädagogischen Leiterin Pamela Kerth eine Einrichtung aus dem Nichts geschaffen: Die Kita «Glückskinder GmbH». Seit dem 1. Februar ist sie in Betrieb.

Was am Stegskreuz 6 in einer ehemaligen Gewerbeimmobilie entstanden ist, kann sich sehen lassen. Helle, großzügige Räume, mit Umsicht und Liebe eingerichtet, bieten eine Umgebung, in der sich die Kinder seiner Kunden ganz augenscheinlich wohlfühlen. Ganz so viele sind es derzeit noch nicht. Denn Oliver Wirfs ist zwar Kaufmann, sagt aber, er halte es für wichtiger, die Eingewöhnungsphase für die Krabbelkinder «möglichst sensibel zu machen», als möglichst schnell viel Geld in die Kasse zu bekommen.

Hohe Auflagen

Dabei hat er einiges vorgelegt, um aus den 450 Quadratmetern Raum im Erdgeschoss eines früheren Firmengebäudes eine Kindertagesstätte mit Gruppen-, Schlaf- und Bewegungsräumen, kindgerechten Sanitäranlagen, Küche, Wickelraum und Büro zu machen. Wie viel, will er nicht öffentlich sagen, es sei aber «schon ’ne Menge» gewesen, so der Hofheimer. «Die Auflagen sind recht hoch. Man muss an alles Mögliche denken», hat er gelernt.

Sein neues Aufgabenfeld findet Wirfs «extrem spannend». Sich als «Lebens- und Arbeitsinhalt nur noch mit glücklichen Kindern zu beschäftigen», sei zudem sehr zufriedenstellend. Und vom Unternehmerischen her sei diese Aufgabe, von der Personalverantwortung bis hin zur Haftung, im Grunde nicht viel anders als seine vorherige Tätigkeit im väterlichen Betrieb.

Drei Stärken

Fürs pädagogische Know-how hat er Pamela Kerth (30) eingestellt. Die Kita-Leiterin hat die neue Aufgabe vor allem gereizt, weil «ich von Anfang an sehr viel mitgestalten konnte. Ich sehe mich in jedem Raum wieder», ist Kerth sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Drei Stärken hat die Einrichtung in den Augen ihrer Macher. Die Öffnungszeit (montags bis freitags von 7.30 bis 18.30 Uhr) ermögliche Eltern höchste Flexibilität. Da es keine Ferien gibt, geschlossen ist nur zwischen Weihnachten und Neujahr, sei höchste Verlässlichkeit gegeben. Ungewöhnlich ist zudem, dass in jeder Gruppe eine englisch-sprachige Kraft arbeitet, die mit den Kindern auch ausschließlich englisch spricht.

Gut an kommt bei den Eltern, weiß Wirfs, dass in der Krippe bei einer Gruppenstärke von zehn Kindern je drei Erzieher zur Verfügung stehen. Das pädagogische Konzept speist sich aus verschiedenen Richtungen. «D i e Pädagogik gibt es ja nicht», sagt Kerth. Pädagogisch steht Montessori im Vordergrund, ergänzt mit Elementen der Pikler-, Fröbel und Reggio-Pädagogik, erklärte Pamela Kerth, die Leiterin der Glückskinder-Kita. Der Kindergarten soll eine ganzheitliche Erfahrungsstätte sein, ein Raum, in dem für jedes Kind Platz zur persönlichen Entfaltung ist. Von der Stadt Hofheim gibt’s Zuschüsse, wie für die anderen privaten Träger auch.

Eltern müssen beim Glückskindergarten tiefer in die Tasche greifen. Der Krippenplatz samt Essensgeld kostet 700 Euro monatlich. Die Nachfrage sei dennoch «deutlich da», sieht sich Wirfs bestätigt. Die 40 Plätze für Kinder unter drei Jahren seien «im Grunde vergeben», vormerken lassen könnten sich Interessenten aber noch. Die 20-köpfige Kindergartengruppe soll erst im Herbst


Unternehmerischer Erfolg ruft nach Expansion. Die sei auch durchaus angedacht, nickt Wirfs. Hofheim sei einfach am kooperativsten gewesen, doch sei er mit weiteren Kommunen im Kreis im Gespräch. Offiziell eröffnet wird die Kita «Glückskinder» übrigens am Samstag, 20. März, dann ist von 14 bis 18 Uhr auch Tag der offenen Tür.