13.01.2011
13.01.2011

Hurra, wir wachsen noch

Der MTK ist der einzige Landkreis in Hessen, dessen Einwohnerzahl bis 2050 noch zulegen wird

 

Hofheim. Die Zeit der Stadtflucht ist vorbei, davon profitieren die südhessischen Großstädte. Und der flächenmäßig kleinste Landkreis der Bundesrepublik.

Von Karl-Josef Schmidt

 

Sie halten den Kreis jung: Zwischen 2000 und 2400 Kinder werden im Schnitt jährlich im Main-Taunus-Kreis geboren.Sie halten den Kreis jung: Zwischen 2000 und 2400 Kinder werden im Schnitt jährlich im Main-Taunus-Kreis geboren. Alles wird gut – zumindest im Main-Taunus-Kreis. Der MTK ist der einzige Landkreis in Hessen, der in den nächsten vier Jahrzehnten nicht schrumpfen, sondern wachsen wird. Während der Werra-Meißner-Kreis beispielsweise bis zum Jahr 2050 mit einem Bevölkerungsrückgang von 41 Prozent rechnen muss, wird die Zahl der Einwohner zwischen Main und Taunus um 7,1 Prozent von jetzt 227 000 auf 243 000 steigen. Dies geht aus den jüngsten Hochrechnungen zur langfristigen Bevölkerungsentwicklung in Hessen hervor, die die Hessenagentur im Auftrag des Wirtschaftsministeriums angestellt hat. Minister Dieter Posch hat die Datensammlung am Dienstag vorgestellt (wir berichteten).

 

Der Nachbar schrumpft

 

Grundsätzlich gilt: Die Hessen werden weniger. Von derzeit knapp 6,06 Millionen schrumpft ihre Zahl auf 5,91 Millionen im Jahr 2030 und 5,53 Millionen in 2050. Nord- und Mittelhessen sind die Verlierer, während es die Menschen in den Süden des Landes zieht. Und dort in den nächsten vier Jahrzehnten vor allem in die Großstädte Darmstadt (+9,4 Prozent), Frankfurt (+7,1 %), Offenbach (+6,6 %) und Wiesbaden (+2,8 %), aber eben auch in den Main-Taunus-Kreis. In der langfristigen Prognose kann selbst der sonst so erfolgsverwöhnte Hochtaunuskreis nicht mithalten, der bis 2050 einen Bevölkerungsrückgang von 3 Prozent verkraften muss.

Der Blick in die etwas nähere Zukunft zeigt, dass der Main-Taunus-Kreis vor allem in den nächsten 20 Jahren wachsen wird. Bis 2030 wird ein Plus von 5 Prozent prognostiziert – 239 000 Menschen werden dann zwischen Hochheim und Bad Soden, Eppstein und Eschborn leben. Danach geht es nur noch ganz gemächlich bergan: Plus 2 Prozent zwischen 2030 und 2050. Bei dieser Entwicklung dürfte die Lage des Main-Taunus-Kreises im Herzen des Ballungsraumes eine entscheidende Rolle spielen: Hier kann man die Vorteile der relativ ländlichen Strukturen genießen und profitiert gleichzeitig von den unmittelbar angrenzenden Großstädten Frankfurt, Wiesbaden und Mainz.

 

Ein Ort für Familien

 

Noch ein Positivum: Der MTK wird auch künftig ein Ort der Familien sein. Zurzeit leben 45 000 Kinder und junge Menschen bis 20 Jahre hier, was einem Anteil von 20 Prozent an der Gesamtbevölkerung entspricht. 2030 werden es 43 000 junge Menschen sein (18 %) – ein leichter Rückgang, aber hessenweit steht der MTK auch in 20 Jahren mit seinem Mix noch sehr gut da. Der Anteil der älteren Menschen klettert im gleichen Zeitraum von 21 auf 26 Prozent. 47 000 Menschen sind derzeit 65 Jahre und älter, 2030 werden es 62 000 sein. Die Zahl der Geburten bleibt bis 2030 im MTK im Großen und Ganzen stabil – pro Jahr werden 2000 bis 2400 Kinder geboren.

Obwohl die Zahl der Sterbefälle (circa 2500 pro Jahr) leicht höher ist als die der Geburten, schrumpft der Kreis nicht, da wegen seiner Attraktivität die Menschen gerne hier hinziehen. Am Ende sind es bis 2030 jährlich knapp 1000 Bürger mehr, die im MTK leben. Bildlich gesprochen: Ein kleines Dorf kommt also stets dazu, und es wird noch enger im 222 Quadratkilometer großen Landstrich.

Bei den ermittelten Daten für die Entwicklung bis 2030 handelt es sich um eine Projektion, bei der Vorausschau aufs Jahr 2050 um einen Trend. In Stein gemeißelt sind die Zahlen also nicht, aber sie gelten doch als eine gute Grundlage für politische Entscheidungen. (kajo)