Höchster Kreisblatt
10.12.09

Ein Kindergarten mit viel Zeit

Stang: „Bereicherung für die Trägerlandschaft“ – Privatinvestor will im Februar seine Kita eröffnen
Von Hanspeter Otto


Elf Stunden pro Tag soll die geplante «Glückskinder»-Kita geöffnet sein. Geschlossen ist nur über Weihnachten. Ein Angebot, mit dem der private Investor vor allem berufstätige Eltern locken dürfte. Anfragen gibt es reichlich.


Hofheim. Im Februar dürfte der erste kommerzielle Kindergarten Hofheims seine Pforten öffnen, wenn die Stadtverordnetenversammlung nicht wesentlich anders stimmt, als der Jugend- und Sozialausschuss. Dessen Mitglieder waren durchaus angetan von den Plänen, die Oliver Wirfs ihnen in ihrer jüngsten Sitzung vorstellte.Die neue «Glückskinder»- Kindertagesstätte entsteht in einem ehemaligen Gewerbebetrieb Am Stegskreuz. Die neuen Räume entsprechen in Punkto Brandschutz, Sicherheit, Hygiene, Mobiliar und Spielgeräten allen Vorschriften und Anforderungen und sind, wie Wirfs erklärte, «in höchsten Maße kindgerecht, hochwertig und wertvoll ausgesucht».


Der Kindergarten wird montags bis freitags von 7.30 bis 18.30 Uhr geöffnet sein, Kernzeit für alle Kinder ist von 9 bis gegen 15.30 Uhr. Die Krippe ist bis auf zwei Wochen um Weihnachten und Neujahr das ganze Jahr über geöffnet. Natürlich sollten Kinder nicht jeden Tag so lange bleiben, sagte Wirfs, den Eltern werde aber die Möglichkeit gegeben, flexibel zu bleiben.

 

Pädagogisch steht Montessori im Vordergrund, ergänzt mit Elementen der Pikler-, Fröbel und Reggio-Pädagogik, erklärte Pamela Kerth, die Leiterin der Glückskinder- Kita. Der Kindergarten soll eine ganzheitliche Erfahrungsstätte sein, ein Raum, in dem für jedes Kind Platz zur persönlichen Entfaltung ist.

 

Petra Gottschalk (BfH) erklärte im Ausschuss, sie habe sich intensiv mit dem in der Vorlage beschriebenen pädagogischen Konzept befasst und finde es gut. Auch Christa Katzenbach (Gohl), Leiterin der Kita «Spatzennest» an der Rheingaustraße, stimmte dem Konzept zu. Sie könne durchaus «ja» sagen, obwohl ihre Fraktion noch gespalten zu einem gewerblichen Anbieter für Kindergärten stehe.


Zweite Sprache

Den bekannten Trägern, Vereinen und Kirchen, muss Wirfs schon als große Konkurrenz vorkommen. «Wir arbeiten in kleinen Gruppen mit besten Personal-Kind-Relationen von drei zu zehn bei Kindern unter drei Jahren und zwei zu zehn bei älteren Kindern», erklärte der Kaufmann, der einen Teil der Kindertagesstätte aus Eigenmitteln, teils mit Krediten und teils mit den Zuschüssen errichtet und betreibt, die andere Kindergärten auch bekommen. Dafür bietet Wirfs allerdings nicht nur einen guten Personalschlüssel, sondern auch die Chance, dass Kinder spielend eine zweite Sprache lernen, weil pro Gruppe ein englischsprachiger Erzieher dabei ist. Zudem können gegen Aufpreis auch musikalische Früherziehung oder andere Programme geboten werden. «Wir denken dabei an die Umlage des Selbstkostenpreises», sagt Wirfs.


Natürlich bekommt der Glückskindergarten die gleichen Zuschüsse wie andere Einrichtungen auch, denn er deckt genau wie sie Lücken im städtischen Bedarfsplan. Nur Krippen- oder Kindergartenplätze, die Firmen für ihre Mitarbeiter kaufen – ähnlich der Ikea-Kindertagesstätte –, werden vom städtischen Zuschuss ausgeschlossen. Bürgermeisterin Gisela Stang erklärte: «Wir haben bei dem Angebot von ,Glückskinder‘ genau hingesehen. Sie haben alle Zielvorgaben erfüllt und alle Hürden mit Bravour gemeistert.» Die Stadt brauche die Plätze, «Glückskinder» sei aber deshalb nicht besser oder schlechter gestellt als andere Einrichtungen. «Glückskinder bereichert die Trägerlandschaft», lobte Stang den Privatinvestor.


Warum Wirfs in einen Kindergarten investiert, sagte er auch: «Wir haben lange etwas für unsere Tochter in Hofheim gesucht und nichts Passendes gefunden.» hpo